Ein Gewitter rollte durch den Raum. Dunkle Klangwolken waberten im Großen Saal des Landeskonservatoriums zu Feldkirch, nur unterbrochen von kurzen, blitzenden Schreien des Komponisten, der versuchte, vom Dirigentenpult aus etwas Ordnung in die Urkraft des bassistischen Enthusiasmus zu bringen, für Momente so etwas wie ein Sonnenfenster eines erkennbaren musikalischen Themas im Mahlstrom seismischer Frequenzen hörbar zu machen.
Das finale Stück des abschließenden Konzertes beim ersten Vorarlberger Kontrabasstag, die Uraufführung von Francisco Obietas „Big Bang Bass“ donnerte soeben von der Bühne. Siebenundfünfzig KontrabassistInnen aus dem ganzen Land und darüber hinaus ließen ihre dicken Saiten schwingen, das opulente achtstimmige Opus war ein wahrlicher „Big Bang“ am Ende eines rundum gelungenen Tages, der von Andrea Holzer-Rhomberg, den Kontrabasslehrern der Vorarlberger Musikschulen und Professor Obieta richtig toll organisiert worden war.
Vom Erstklässler bis zur Pensionistin, ob Jazzer, Volksmusikant, Klassiker oder Countryrocker, am Samstag, den 16. Oktober, strichen und zupften alle an denselben vier Strängen. In genreübergreifender Eintracht wurde den Tag über an verschiedenen Stücken für Bassorchester gearbeitet, Ensembles geprobt, fachgesimpelt, neue Bekanntschaften gemacht und alte aufgefrischt. Zur Mittagszeit stapelten sich sechzig handwarme Pizzakartons in der Cafeteria, und da sich die Bedienung eines Kontrabasses als durchaus kalorienaufwändig darstellt, wurde deren Inhalt auch beinah vollständig in weitere Energie umgewandelt.
Diese durfte sich dann in äußerst positiver Weise beim bereits erwähnten Abschlusskonzert entladen: Eröffnet wurde mit einem Lieblingsstück der Ausführenden, Tony Osbornes beschwingt groovigem „Pink Elephant“ und ging über in Georg Friedrich Händels berühmte d‑Moll Sarabande. Hätte Stanley Kubrick diese beeindruckend düstere Version für großes Kontrabassorchester gekannt, er hätte sich wohl dafür entschieden, sie als zentrales Musikstück in seinem Film „Barry Lyndon“ zu verwenden.
Als erstes klein besetztes Ensemble erfrischte das Trio “Croissemble” der tonart Musikschule mit sprudelnder Spiellaune und der absoluten Höchstgeschwindigkeit dieses Spätnachmittags das Publikum. In den folgenden zwei getragenen Stücken begeisterte vor allem die junge Lustenauerin Giulia Fitz mit warmem und blitzsauberem Ton, bevor es in den Reigen der Solodarbietungen ging. Felix Wetschorek, Philipp Wiedemann, Léanne Ricklin sowie der famose Clemens Erhart ernteten bei Publikum und Kollegen mit teils hochvirtuosem Vortrag Bewunderung und demonstrierten vor allem den noch weniger Fortgeschrittenen, wohin die Reise auf diesem wunderbaren Instrument noch gehen kann.
Nach einem LehrerInnen-Quartett und vor dem finalen Big Bang wurde es wieder eng auf der Bühne. Das Bassorchester formierte sich für „In a Large Open Space“, ein zeitgenössisches Orchesterstück des US-Komponisten James Tenney, das sich mit improvisatorischer Freiheit á la John Cage den französischen Spektralisten der Siebzigerjahre nähert. Auf dem tiefsten Ton der Bassgeige, dem Kontra‑E wird die Obertonreihe behutsam bis zur höchstmöglichen Spitze einer sphärischen Klangkathedrale aufgebaut.
Der begeisterte Applaus der Besucher und die leuchtenden Augen der MusikerInnen entließen uns in den lauen, spätsommerlichen Abend._MH
Fotos: Johannes Gautier, kvint.com
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